Was ist Glück? - Eine Reise zwischen Hedonismus und Eudaimonie
- Eren Kaya
- 29. Okt.
- 5 Min. Lesezeit

Was bedeutet Glück für dich – wirklich?
Nicht die Antwort, die du geben würdest, wenn man dich fragt.
Sondern die Wahrheit, die du spürst, wenn niemand zuhört.
Pausiere, bevor du weiterliest. Spüre nach.
Ist es das Gefühl, endlich anzukommen nach Jahren des Funktionierens?
Ist es die Stille nach dem inneren Sturm?
Dass du morgens aufwachst und dich nicht sofort verloren fühlst?
Oder bedeutet Glück für dich, einfach nur genug zu sein, ohne Leistung, ohne Beweis?
Letzte Woche saß ich im Bus. Vor mir ein junger Mann im Rollstuhl. Anfang 20. Er schaute aus dem Fenster, ganz vertieft, wie die Bäume an uns vorbeizogen. Er wirkte nicht unglücklich. Nicht traurig. Einfach… da.
Und ich merkte, wie mein Kopf anfing:
Was wäre für ihn Glück?
Wieder gehen können?
Ohne Umstände reisen?
Aber dann stoppte ich mich.
Weil ich es nicht wissen kann.
Und weil ich gerade dabei war, seine Realität durch meine Linse zu bewerten.
Vielleicht war sein Glück genau dieser Moment.
Die Sonne auf der Haut, das Rauschen der Straße, das Gefühl, lebendig zu sein.
Vielleicht war meine Frage die falsche.
Denn Glück ist nicht universell. Es ist nicht objektiv. Es ist tief persönlich. Geprägt von dem, was wir erlebt haben, was uns fehlt, wonach wir uns sehnen.
Die Psychologie spricht von subjektivem Wohlbefinden.
Eine Mischung aus momentaner Freude und langfristiger Lebenszufriedenheit.
Hedonistisches Glück. Eudaimonisches Glück.
Doch all diese Begriffe erklären nicht, warum Glück sich manchmal so unerreichbar anfühlt, selbst wenn äußerlich alles stimmt. Warum wir funktionieren können und uns trotzdem innerlich leer fühlen.
Lass uns tiefer schauen.
Der Zeitgeist fördert den Hedonismus, aber nicht den, den du denkst
Wenn wir an Hedonismus denken, sehen wir Partys, Luxus, Exzess.
Doch der moderne Hedonismus ist leiser. Subtiler. Heimtückischer.
Er ist das Scrollen um 23 Uhr, wenn du eigentlich schlafen wolltest. Die dritte Serie, obwohl du dich leer fühlst. Der Online-Kauf, der kurz ablenkt aber nichts füllt. Die Überarbeitung, weil Leistung sich wenigstens nach etwas anfühlt.
Hedonismus an sich ist nicht schlecht. Er macht Spaß. Er bringt Leichtigkeit.
Doch in seiner modernen Übertreibung wird er zur Falle.
Es geht nicht mehr um Lust. Es geht um Flucht. Flucht vor der inneren Unruhe. Vor der Leere.
Vor der Frage:
Wer bin ich eigentlich, wenn ich nicht funktioniere?
Wer bin ich, hinter meinen Konditionierungen?
Der unbewusste Hedonist in dir sucht nicht das nächste High. Er sucht Betäubung. Er vermeidet es, sich mit den tiefen, existenziellen Bedürfnissen auseinanderzusetzen.
Und der Preis?
Innere Erschöpfung. Das Gefühl, sich selbst verloren zu haben. Ein endloser Kreislauf aus Unzufriedenheit und mentaler Leere.
Noch nie war es uns als Gesellschaft so einfach, in diesen Zustand zu verfallen.
Doch es gibt einen anderen Weg. Einen, der schon vor Jahrtausenden beschrieben wurde und heute aktueller ist denn je.
Die Geschichte von Solon und König Krösus
Es war einmal ein König, der glaubte, das Glück gehöre ihm allein.
Er hieß Krösus, Herrscher über das mächtige Lydien.
Seine Schatzkammern waren übervoll. Gold, Edelsteine, prächtige Gewänder, alles, was Menschen begehren konnten. Die Welt nannte ihn den reichsten Mann seiner Zeit.
Eines Tages hörte Krösus vom weisen Solon aus Athen.
Einem Mann, der für seine Klugheit und Gerechtigkeit berühmt war.
Er ließ ihn an seinen Hof rufen, um ihn zu beeindrucken.
Als Solon ankam, führte Krösus ihn durch seine Paläste. Goldene Hallen, kostbare Teppiche, Diener in feinster Kleidung. Der König genoss es, die staunenden Augen seines Gastes zu sehen.
Schließlich wandte sich Krösus an ihn und fragte mit einem selbstzufriedenen Lächeln:
„Nun, Solon, du bist weit gereist und hast viele Menschen gesehen. Sag mir, wer ist der glücklichste Mensch der Welt?"
Solon dachte einen Moment nach. Dann sagte er ruhig:
„Tellos von Athen."
Krösus runzelte die Stirn. „Tellos? Wer soll das sein?"
Solon antwortete:
„Ein einfacher Bürger. Er lebte in einer gerechten Stadt, sah seine Kinder und Enkel aufwachsen, und als sein Land ihn brauchte, fiel er tapfer im Kampf. Sein Leben war erfüllt, sein Ende ehrenvoll. Darum nenne ich ihn glücklich."
Krösus lächelte gezwungen. Er fragte weiter:
„Und wer ist dann der zweitglücklichste Mensch?"
Solon sprach:
„Zwei Brüder. Kleobis und Biton. Sie liebten ihre Mutter so sehr, dass sie, als die Zugtiere fehlten, selbst den Wagen zum Tempel zogen, damit sie rechtzeitig ihr Opfer darbringen konnte. Nach der Zeremonie legten sie sich nieder und schliefen friedlich ein, ohne je wieder aufzuwachen. Das Volk ehrte sie als von den Göttern gesegnet."

Nun war Krösus verärgert.
„Und was ist mit mir?" fragte er. „Ich bin reich, mächtig, angesehen. Nennst du mich nicht glücklich?"
Solon sah ihn ernst an.
„König Krösus," sagte er, „nenne keinen Menschen glücklich, bevor du sein Leben zu Ende gesehen hast. Denn niemand weiß, was das Schicksal noch bringt."
Krösus lachte, doch in seinem Herzen stach ein leiser Zweifel.
Jahre später, als das Schicksal sich gegen ihn wendete und er als Gefangener auf einem Scheiterhaufen stand, erinnerte er sich an Solons Worte.
Da verstand er, was der Weise gemeint hatte:
Dass Eudaimonia – die wahre Glückseligkeit – nicht durch Reichtum entsteht, sondern durch ein gutes, tugendhaftes Leben.
Was diese Geschichte mit dir zu tun hat
Jagen wir vielleicht Illusionen hinterher?
Krösus hatte alles und war doch nicht glücklich.
Die Geschichte will dir etwas mitteilen:
Dass Glück nicht im Besitz, sondern im Sein liegt.
Eudaimonia ist nicht das, was du erreichst. Es ist das, was du bist.
Es ist nicht das nächste Ziel, der nächste Erfolg, die nächste Ablenkung.
Es ist die stille Rückkehr zu dir selbst. Die Akzeptanz des gegenwärtigen Moments und Anerkennung deiner eigenen Heiligkeit.
Das Gefühl, endlich anzukommen in deinem eigenen Leben.
Beim eudaimonischen Glück steht nicht das reine Vergnügen im Vordergrund, sondern Sinnhaftigkeit, persönliches Wachstum und die Entfaltung des eigenen Potenzials, durch die Hingabe an den persönlichen Lebenstraum und die tiefste Vision der Seele.
Die alten Griechen sagten: In dir wohnt ein Daimon – ein innerer Geist, ein göttlicher Samen, der darauf wartet zu keimen und Blüten hervorzubringen, so wie es die Natur vorsieht.
Nicht als Leistung. Nicht als Beweis. Sondern als Ausdruck dessen, was du im Kern bist.
Doch dieser Samen kann nicht blühen, solange du dich von dir selbst ablenkst. Solange du deine innere Unruhe betäubst, statt sie zu fühlen. Solange der eigene Schatten und jene projizierten Schatten der Außenwelt es dir schwer machen, dich dem hinzugeben, was in dir angelegt ist.
Eudaimonia ist das stille Einverständnis mit sich selbst und dem Lauf des Lebens. Es ist kein Lotterielos einer höheren Macht, sondern die Frucht eines gelebten Charakters.
Der größte Hebel für ein erfülltes Leben ist nicht Optimierung. Es ist Rückkehr.
Rückkehr zu dir. Zu deiner Wahrheit. Zu dem, was schon immer in dir angelegt war.
Was nicht gesehen wird, kann nicht erblühen. Doch was du nährst mit Achtsamkeit, mit Mut, mit Hingabe das trägt Früchte und erleuchtet die Welt.
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