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Was ist das Ego?

Man hält Maske in die Höhe.

Das Ego ist mehr als nur ein Buzzword für Selbstverliebtheit. Es ist jenes tiefverwurzelte Konstrukt, das uns glauben lässt, wir seien getrennt vom Großen Ganzen. Es ist das mentale Bild, das wir von uns selbst erschaffen haben – nicht unser wahres Selbst, sondern die Maske, die wir der Welt zeigen.


Vielleicht kennst du dieses Szenario: Du bist auf einer Party und jemand zwingt dich in ein Gespräch, in dem es nur um ihn geht – seine Erfolge, seinen Reichtum, seine Kinder, seine Autos, seine Reisen – ohne auch nur einmal nach dir zu fragen. Du denkst dir: „Was für ein oberflächlicher Mensch. Ihm geht es nur darum, sein eigenes Ego zu füttern."


Oder du hast jemanden getroffen, der in seiner Kindheit erst dann Aufmerksamkeit von seinen Eltern bekam, wenn er eine Auszeichnung gewann oder Bestnoten nach Hause brachte. Dadurch hat er die Überzeugung verinnerlicht, dass sein Wert nur von seiner letzten Errungenschaft abhängt. Er verbringt sein Leben damit, sich den Respekt anderer zu verdienen – von Freunden, Vorgesetzten, Partnern, ja sogar von Fremden. Doch hat er je innegehalten, um sich zu fragen, warum er sich so sehr verausgabt? (Spoiler: Dieser Zustand war mir früher nur allzu bekannt.)


Was für eine miserable Party, nicht wahr?



Das Getrenntsein liegt uns in der Wiege

Wir Menschen sind auf diese Welt gekommen, um zu lernen. Die Erde ist unser Spielfeld, und alles, was wir erleben, hilft uns zu erkennen, wer und was wir wirklich sind – und was nicht. Dein wahres Ich, deine Seele, weiß alles, was es zu wissen gibt. Ihr ist nichts verborgen. Doch Wissen allein genügt nicht. Die Seele strebt nach Erfahrung. Deshalb bist du hier.

Die Naturgesetze, insbesondere das Gesetz der Dualität, schaffen optimale Lernbedingungen. Liebe kann man erst in ihrer Tiefe erfahren, wenn man den Schmerz des Verlusts kennt. Selbst unser Gehirn funktioniert so: Es braucht Gegensätze, um Dinge zu begreifen.


Das Gesetz der Energie besagt, das wir reine Energie sind. Energie ist dabei nicht nur im physikalischen Sinne zu verstehen. Auch wir Menschen sind Energiefelder. Wir sind reine Energie und kommen aus der Einheit, egal ob du sie Universum, wahre Quelle, Gott oder – wie ich es am liebsten sage – Allah nennst. Wir stammen aus der Einheit mit dem Göttlichen, wo Bewusstsein und reine Liebe herrschen, und zu Ihm kehren wir zurück. Doch während unserer Zeit auf dieser Erde erleben wir die Trennung. Bereits bei unserer Geburt werden wir schreiend aus der Einheit gerissen und beginnen unsere Reise zur Rückerinnerung – zurück zu dem, was wir in Wahrheit sind: reine Energie, reine Liebe.


Doch unsere Erfahrungen auf dieser Welt und unsere Identifikation mit ihnen machen uns einen Strich durch die Rechnung – oder sollten wir sagen, sie stellen die Herausforderungen dar?

Schon in frühester Kindheit lernen wir, dass wir nicht in unserer Ganzheit geliebt werden. Nur bestimmte Anteile unserer selbst sind akzeptabel, während andere abgelehnt werden. Um diese ungeliebten Anteile zu verdrängen und den seelischen Schmerz zu vermeiden, entsteht unser Ego. Es setzt Masken auf und entfernt uns immer weiter von unserem wahren Selbst, dessen Bund mit dem Göttlichen unerschütterlich bleibt.


Anstatt uns nach innen zu wenden und zum Ursprung zurückzukehren, lenkt uns das Ego nach außen. Es sucht Bestätigung, Anerkennung und materielle Reichtümer, um die innere Leere zu füllen – doch dieser Weg führt ins Nichts.



Was sagen Experten zum Ego?

„Ego" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ich". In der Psychologie beschreibt es die Vorstellung, die ein Mensch von sich selbst hat – sein selbst geschaffenes Bild, das die Frage „Wer bin ich?" beantwortet.


Das Ego ist also nicht das wahre Selbst, die authentische Persönlichkeit, sondern das Bild, das man von sich selbst hat und nach außen darstellen möchte.


Carl Gustav Jung sah das Ego als das Zentrum unseres bewussten Denkens, als den Organisator unserer Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Er beschrieb es als Vermittler zwischen unserer Innen- und Außenwelt.


Jung sah das Ego als das Zentrum des Bewusstseinsfeldes, das unser bewusstes Dasein und ein kontinuierliches Gefühl persönlicher Identität enthält. Es ist der Organisator unserer Gedanken und Intuitionen, Gefühle und Empfindungen und hat Zugang zu nicht verdrängten Erinnerungen. Das Ego ist der Träger der Persönlichkeit und steht an der Schnittstelle zwischen der inneren und äußeren Welt. 


Mark Leary stellt fest:

Die grundlegendste Bedeutung des Wortes Ego ist, dass es sich auf das "Ich" bezieht, das in der Lage ist, sich auf das Selbst zu beziehen und Entscheidungen zu treffen. Was das Ego ist – Es ist dein Interpretationssystem und es funktioniert, um Erklärungen für deine Handlungen im Kontext der Rechtfertigung zu entwickeln.


Die Wahrheit ist, dass das Wort „Ich" zusammen mit den Ableitungen „mir, mich und mein" eines der am häufigsten verwendeten Worte der Sprache ist und darüber hinaus eines der irreführendsten.


Meister Eckhart Tolle geht noch weiter und sagt, dass wir uns mit einem falschen Selbstbild identifizieren, wenn wir beispielsweise sagen: „Ich bin Arzt" oder „Mein Auto...". In Wahrheit identifizieren wir uns mit einer Rolle oder einem Besitz und erzeugen ein falsches Identitätsgefühl.


Das Ego identifiziert sich mit erworbenem Wissen, Meinungen, Vorlieben, Abneigungen, aber auch mit Dingen, die „mir" in der Vergangenheit widerfahren sind, sodass ein Gefühl von „ich und meine Geschichte" entsteht. Daraus bezieht eine Person wiederum ihr Identitätsgefühl.


Dabei handelt es sich im Grunde bloß um Gedanken, die lose durch die Tatsache zusammengehalten werden, dass ihnen allen ein Ich-Gefühl zugeordnet wurde.


Es ist ein mental-emotionales Konstrukt, und die meisten Menschen identifizieren sich mit ihrem unaufhörlichen Strom der Gedanken und dem zwanghaften Denken, das bloß Wiederholungen des Vorherigen sind.


Andererseits wird das Ego auch von außen geprägt, denn das falsche Selbstwertgefühl des Ego ist in den meisten Fällen mit dem Wert verknüpft, den man in den Augen anderer hat oder zu haben glaubt. Indem man immer wieder gesagt oder gezeigt bekommt: „So bist du", kann das einerseits zu echtem Selbstvertrauen führen, andererseits – wenn diese Zuschreibungen nicht der Realität entsprechen, sondern auf einer verzerrten Wahrnehmung des Umfelds beruhen – eben auch zu einem falschen Selbstbild.


Unsere Gesellschaft fördert diese Illusion des Ego, indem sie Erfolg über Reichtum, Statussymbole, soziale Anerkennung und Ignoranz definiert. Wer in diesem System unbewusst bleibt, jagt ein Leben lang dem falschen Versprechen nach, in der vergeblichen Hoffnung, sich in seinem Wert bestätigt zu finden und sich endlich ganz zu fühlen. Das Ego wird aber nicht zufrieden sein. Sein Verlangen ist unersättlich.



Der wahre Verlust

Mit der unbewussten Identifizierung mit dem Ego und dem damit einhergehenden Verlangen nach mehr geht etwas Wichtiges verloren: Die bewusste Präsenz, die Verbindung zum Allmächtigen und das Wissen und Fühlen, dass wir alle eins sind mit dem Schöpfer und allen anderen Lebewesen, denen eine göttliche Bewusstheit innewohnt.


Wann hast du dir das letzte Mal etwas angesehen, sei es einen Baum oder ein Stück Brot in deinen Händen, und es einfach sein lassen, ohne es mit einem Wort mental zu etikettieren? Hast du dieses Stück Brot bewusst geschmeckt, jeden einzelnen Hauch von Aroma wahrgenommen?


In unserer schnelllebigen Zeit betrachten wir vieles als selbstverständlich und verlieren den Blick für das Wesentliche.


Dabei ist selbst ein Stück Brot das Ergebnis unzähliger Hände und der Kraft der Natur. Der Bauer hat den Weizen gepflanzt, die Erde hat ihn genährt, die Sonne hat ihn wachsen lassen, der Regen hat ihn getränkt. Viele Menschen haben daran gearbeitet, damit es hier vor uns liegt. Wenn wir es achtlos vergeuden und hinunterschlingen, missachten wir all diese Mühen. Wenn wir es achtsam verzehren, erkennen wir die Fülle in der Einfachheit.


Wenn wir innehalten, aufhören, alles zu bewerten, und den gegenwärtigen Moment in seiner Reinheit erleben, dann offenbart sich uns die wahre Essenz des Seins. In dieser Stille erkennen wir die Verbundenheit mit allem, was ist. Das Wesen der Dinge zeigt sich uns nicht im Lärm des Denkens, sondern in der Stille der bewussten Wahrnehmung.


Sei achtsamer im Leben und erkenne deine wahre Identität als reines Bewusstsein und nicht als etwas, mit dem sich dein Bewusstsein identifiziert hat. Achtsamkeit und Gebet sind kraftvolle Werkzeuge, um wieder in diese Präsenz zurückzufinden und den Frieden zu spüren, der uns allen innewohnt.



Wie sich das Ego manifestiert

Eckhart Tolle beschreibt das Ego als eine unbewusste Kraft, die stets nach Kontrolle, Macht, Aufmerksamkeit und mehr strebt. Es empfindet sich als getrennt, sucht ständig nach Bestätigung von außen und bleibt dennoch unerfüllt. Die Grundemotion des Ego ist Angst – die Angst, niemand zu sein, die Angst vor dem Tod.


Ob durch materiellen Besitz, Statussymbole oder das Streben nach Perfektion – das Ego versucht, sich auf vielerlei Weise zu definieren. Doch wahres Glück liegt nicht im Haben, sondern im Sein. Wer sich selbst und seinen Wert mit äußeren Dingen verknüpft, wird immer nach mehr streben, ohne je Erfüllung zu finden.


Erst wenn wir erkennen, dass wir nicht unser Besitz, nicht unser Körper und nicht unsere Gedanken sind, sondern reines Bewusstsein – erst dann beginnt die Rückerinnerung an unser wahres Selbst.


Die Identifikation mit Dingen

Die Identifikation mit Gütern und Gegenständen ist eine der offensichtlichsten Fallen des Ego. Die Werbeindustrie spielt gezielt darauf an, uns zum Konsum von Dingen zu verleiten, die wir im Grunde nicht brauchen. Ich habe selbst acht Jahre in der Werbebranche gearbeitet und kann sagen, dass die Verkaufspsychologie voller raffinierter Tricks ist. Besonders im Luxusgüterbereich wird nicht das Produkt selbst verkauft, sondern ein bestimmtes Gefühl.


Ein Beispiel: Beim Kauf eines Geschirrspülmittels trifft man seine Entscheidung meist aufgrund des Preises, ohne große Emotionen. Doch bei Premiummarken geht es um mehr. Konsumenten kaufen nicht nur ein Produkt, sondern auch ein bestimmtes Image oder einen Status. Hier wird der Versuch unternommen, das Selbstgefühl zu stärken. Solche Marken sind „Identitätsverstärker".


Wäre eine Louis Vuitton Tasche für jeden erschwinglich, würde sie ihren psychologischen Wert verlieren und nur noch ihren materiellen Wert behalten – der oft nur einen Bruchteil des Verkaufspreises ausmacht. Der hohe Preis wird mit Exklusivität gerechtfertigt. Dies stärkt das Ego, denn es kann sich anderen gegenüber überlegen bzw. sich einer elitären Gruppe zugehörig fühlen. Entfernt man jedoch das Logo von der Tasche, bleibt nur eine Tasche wie jede andere – möglicherweise aus derselben Fabrik in Bangladesch.


Diese psychologische Segmentierung findet sich in nahezu jeder Produktkategorie. Nespresso-Kaffeekapseln sind ein weiteres Beispiel: Sie können geschmacklich oft nicht mit frisch gebrühtem Kaffee mithalten. Doch das Image der Marke – verstärkt durch Prominente wie George Clooney – macht den Unterschied.


Ist es schlimm, auf seine Nespresso-Maschine oder seine Versace-Badfliesen stolz zu sein und sich über den Anblick zu erfreuen?


Ist es verwerflich, Freude an schönen Dingen zu haben? Nein, natürlich nicht.


Die materielle Welt hat ihre Bedeutung. Es ist nicht falsch, Designerklamotten oder teure Autos zu besitzen. Auch ich genieße schöne Dinge und besitze das aktuellste iPhone 16, obwohl ein günstigeres Android-Modell reichen würde.

Doch die entscheidende Frage ist: Definiere ich meinen Selbstwert über diese Dinge?


Das Problem entsteht, wenn Menschen versuchen, ihr Ego durch Besitz zu befriedigen – eine unendliche Spirale, denn das Ego wird nie dauerhaft zufriedengestellt. Sonst würden wir nicht ständig nach mehr streben.

Die zentrale Frage lautet daher: Ist unser Selbstwertgefühl an diese Dinge gebunden?


Die Dinge, die du besitzt, werden letztendlich dich besitzen.

Frage dich selbst:

  • Fühlst du dich bedeutender oder jemandem überlegen, weil du etwas besitzt, das andere nicht haben?

  • Erwähnst du deine Besitztümer, um deinen Wert in den Augen anderer zu steigern?

  • Oder fühlst du dich umgekehrt minderwertig, weil andere mehr besitzen als du?


Es gibt auch Menschen, die Luxusgüter und Konsum ablehnen und Kapitalismus verteufeln. Doch Extreme führen immer zu Konflikten. Auch jene, die sich durch Verzicht moralisch oder spirituell überlegen fühlen, sind ihrem Ego verfallen. Das Ego ist raffiniert und findet, wenn ihm eine Identifikationsmöglichkeit entzogen wird, schnell eine andere – sei es mit Besitz oder mit Ideologien.


Verlangen

Wie bereits erwähnt, ist das Ego unersättlich. Es kann nicht zwischen Sein und Haben unterscheiden und identifiziert sich mit dem Haben. Doch das Problem ist: Besitz bringt keine dauerhafte Erfüllung. Deshalb will das Ego immer mehr.


Diese Gier zeigt sich auf vielen Ebenen: von Mega-Konzernen, die auf Kosten der Natur agieren, bis hin zu rücksichtslosen Karrierestrategien Einzelner, bei denen der eigene Vorteil über alles gestellt wird. Es ist die Illusion des Ego, das sich durch Abgrenzung und Überlegenheit definiert, anstatt die Verbundenheit mit anderen zu erkennen.


Wir sind alle eins und stammen aus derselben Quelle und dorthin kehren wir zurück. Ohne all die erworbenen Güter und Titel.

Ein feiner, aber wichtiger Unterschied besteht zwischen einem Bedürfnis und einer Sucht. Ein Bedürfnis umfasst das, was wir zum Leben benötigen – Luft, Wasser, Nahrung, ein Dach über dem Kopf. Diese Dinge reichen aus, um ein gutes und zufriedenes Leben zu führen. Doch das Ego treibt uns zur Sucht nach immer mehr – einer endlosen Jagd, die niemals zu echter Zufriedenheit führt. Sie ist die Verkettung des Willens. Es ist das Fehlen jeglicher Selbstkontrolle und das freie Geleit des Ego, tun und lassen zu wollen, was es will.


Dankbarkeit für das, was bereits da ist, kann helfen, das Ego in seine Schranken zu weisen. Denn das Ego will immer mehr – es ist ein Fass ohne Boden.


Die Identifikation mit dem Körper

Ein weiteres starkes Identifikationsmuster des Ego ist der Körper. Sei es nach einer Trennung oder weil man im Turnunterricht als Letztes in die Mannschaft gewählt wurde. Viele Menschen suchen ihr Selbstwertgefühl in körperlicher Veränderung – durch Training, Diäten oder Schönheitsoperationen. Eine äußere Veränderung scheint einfacher als eine innere Transformation. Das liegt an der Tatsache, dass man klar sichtbare und schnelle Ergebnisse erzielt, wie das Gewicht auf der Waage oder den größeren Bizepsumfang.


Selbstverständlich ist nicht jeder, der fleißig im Fitnessstudio trainiert, von seinem Ego besessen.


Es nicht falsch, seinen Körper zu stählen und zu pflegen oder sich an seiner Erscheinung zu erfreuen. Vitalität ist ein Geschenk.

Doch das Problem entsteht, wenn der Körper mit dem Selbstwert verwechselt wird. In unserer westlichen Kultur wird das Selbstbild stark an die äußere Erscheinung geknüpft. Doch Schönheit, wie immer du es auch definierst, ist vergänglich. Wer sich zu sehr mit seinem Körper identifiziert, wird zwangsläufig leiden, wenn dieser sich im Laufe der Zeit verändert.


Die Schönheitsindustrie boomt wie nie zuvor. Junge Menschen lassen sich operieren, weil sie denken, sie seien ohne diese Eingriffe nicht schön genug.


Da denkt eine junge Frau, sie müsste ihre Brüste verändern, um sich weiblicher zu fühlen oder anderen gefallen zu müssen, und bezahlt dafür auch eine ordentliche Summe an Geld. Dabei kann sie ihren Körper gar nicht sehen. Alles, was sie sieht oder zu sehen glaubt, ist die Illusion, die ihr das Ego vorspielt und ihr sagt: „Ich habe zu kleine Brüste", „Ich sehe nicht gut aus", oder „Ich bin nicht gut genug".


Sich beklagen und sich ärgern

Stellen wir uns eine typische Situation am Arbeitsplatz vor: Ein Kunde erhält versehentlich falsche Ware, weil ein Fehler im Lager passiert ist. Zudem wurde eine Palette beim Transport beschädigt. Der Kunde ruft an und beschwert sich lautstark: „Ihr seid alle ein Haufen...". „Ich bin euer bester Kunde, wie könnt ihr bloß...".


Natürlich ist es legitim, auf Fehler hinzuweisen und eine Lösung zu fordern. Doch das Ego liebt es, sich zu beklagen. Es betrachtet Fehler als persönliche Angriffe und will sich überlegen fühlen. Indem sich das Ego beklagt, stärkt es die Geschichte, welche es sich im Kopf erstellt hat und an die es rückhaltlos glaubt. Dem unterliegt das Bedürfnis des Ego, Recht zu behalten und sich von anderen abzutrennen.


Beschimpfungen und Geschrei sind auf der unteren Skala anzutreffen, und weiter oben kommt es dann zur physischen Gewaltanwendung.


Die Wut und der Ärger, die dabei entstehen, sind für das Ego wie Nahrung. Sie nähren die Vorstellung, dass wir im Recht sind und andere im Unrecht. Doch wenn wir uns ständig über andere aufregen, ist es hilfreich, innezuhalten und zu fragen: Ist das Problem wirklich so schwerwiegend? Oder projiziert unser Ego nur seine eigene Unsicherheit?


Recht haben, ins Unrecht setzen

„Die Reichen beuten uns aus." „Die Ausländer nehmen uns die Jobs weg."


Solche Sätze dienen oft nur einem Zweck: Sie stärken das Ego, indem sie eine Trennung zwischen „uns" und „den anderen" erschaffen. Das Ego liebt es, sich im Recht zu fühlen. Doch um recht zu haben, muss jemand anderes im Unrecht sein.


Beschwerden über Politiker, Arbeitgeber oder Ex-Partner haben oft weniger mit der Realität als mit dem eigenen Ego zu tun. Sie dienen dazu, sich besser zu fühlen, indem man andere abwertet. Doch wahre innere Freiheit entsteht erst, wenn wir erkennen, dass das Ego eine Illusion ist – und dass wir durch Loslassen mehr gewinnen als durch Rechthaben.


People-Pleasing und Einfordern von Respekt

Manche Menschen fühlen sich wertvoll, wenn sie es anderen recht machen. Das Ego kann sich durch die Rolle des „guten Menschen" definieren, der sich aufopfert, um Anerkennung zu erhalten. Doch wenn unser Selbstwertgefühl von der Bestätigung anderer abhängt, geben wir unser eigenes inneres Gleichgewicht aus der Hand.


Das Problem hierbei ist, dass sich Menschen, die sich in diesem Muster verlieren, oft selbst nicht genug Respekt entgegenbringen. Sie setzen sich nicht für ihre eigenen Bedürfnisse ein und übergehen ihre eigenen Grenzen. Langfristig führt das zu Unzufriedenheit, Frustration und oft auch zu unterschwelliger Wut – sowohl auf andere als auch auf sich selbst.


Auf der anderen Seite kann das Ego aber auch nach Respekt verlangen, indem es Dominanz und Kontrolle über andere ausübt. Menschen, die ihren Selbstwert stark an die Anerkennung durch andere knüpfen, reagieren oft empfindlich auf mangelnden Respekt und können aggressiv oder herablassend werden, wenn sie sich nicht ernst genommen fühlen. Doch wahrer Respekt entsteht nicht durch Machtdemonstrationen, sondern durch Authentizität und Selbstsicherheit.


Selbsthass

Ein subtiler, aber gefährlicher Aspekt des Ego ist der Selbsthass. Das Ego kann sich nicht nur über Überlegenheit, sondern auch über Selbstabwertung definieren. Wer sich ständig selbst kritisiert oder als nicht gut genug empfindet, ist ebenso vom Ego gesteuert – nur in umgekehrter Richtung.


Das Paradoxe ist, dass sich auch der Selbsthass auf eine Form der Identifikation stützt: „Ich bin nicht gut genug.", „Ich bin wertlos." Diese Gedankenmuster können tief verwurzelt sein und dazu führen, dass man sich in einer Spirale aus Schuldgefühlen und Selbstsabotage verfängt. Das Ego liebt es, sich mit diesen negativen Überzeugungen zu identifizieren, weil es dadurch eine feste Rolle erhält – auch wenn diese Rolle leidvoll ist.


Langfristig kann diese Haltung dazu führen, dass Menschen sich unbewusst selbst bestrafen oder Chancen im Leben nicht ergreifen, weil sie glauben, sie nicht zu verdienen. Der Schlüssel liegt darin, sich bewusst zu machen, dass diese Gedanken nicht die Realität widerspiegeln, sondern nur das Ego, das sich an einem negativen Selbstbild festklammert.


Verteidigung und die Unfähigkeit, Kritik anzunehmen

Das Ego fühlt sich leicht angegriffen. Konstruktive Kritik wird als persönliche Bedrohung wahrgenommen. Wer sich ständig verteidigt oder gekränkt reagiert, zeigt, dass sein Ego die Kontrolle hat. Die Fähigkeit, Kritik gelassen anzunehmen, ist ein Zeichen dafür, dass das Ego seinen Einfluss verliert.


Ein Mensch mit starkem Ego wird oft sofort in den Verteidigungsmodus wechseln, wenn er kritisiert wird – selbst wenn die Kritik sachlich und wohlmeinend ist. Das liegt daran, dass das Ego Kritik als Angriff auf die eigene Identität betrachtet. Statt aus Feedback zu lernen, wird Kritik entweder abgeblockt oder mit Gegenangriffen erwidert.


Besonders schwierig ist es für Menschen, die sich stark mit einer bestimmten Leistung, Meinung oder Position identifizieren. Wenn diese infrage gestellt wird, fühlt es sich für sie so an, als würde ihre gesamte Persönlichkeit angegriffen. Doch wahres Wachstum entsteht erst, wenn man Kritik als Chance zur Reflexion und Weiterentwicklung betrachtet, anstatt sich von ihr bedroht zu fühlen.


Schwarz-Weiß-Denken

Unser Verstand benötigt Gegensätze, um die Welt zu erfassen. Das Ego jedoch verführt uns zu Extremen: gut oder schlecht, richtig oder falsch, wir gegen die anderen. Doch das Leben offenbart sich in unendlichen Nuancen. Wahres Wachstum beginnt erst, wenn wir erkennen, dass es selten absolutes Richtig oder Falsch gibt, sondern vielmehr zahlreiche Perspektiven, die gleichwertig nebeneinander existieren können.


Schwarz-Weiß-Denken manifestiert sich besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen und im politischen Diskurs. Menschen, die ihre Identität fest an eine Meinung oder Überzeugung knüpfen, nehmen gegensätzliche Ansichten unweigerlich als Bedrohung wahr. Dies nährt Konflikte, vertieft gesellschaftliche Gräben und führt oft zur Abwertung andersdenkender Menschen.


Die Wirklichkeit zeigt sich jedoch fast nie in solcher Einfachheit. Die meisten Situationen und Themen offenbaren sich in feinen Graustufen – in verschiedenen Perspektiven, die alle ihre Berechtigung haben. Wer den Mut findet, sich von diesem polarisierenden Denken zu lösen, öffnet sein Herz für tieferes Verständnis und authentisches Mitgefühl. Der Weg wird frei für neue Erkenntnisse.


Wahre persönliche Entwicklung bedeutet letztlich, diese starren Gedankenmuster zu durchbrechen und die vielschichtige Natur unserer Existenz anzunehmen.



Wusstest du, dass eine Ego-Auflösung notwendig ist, um die Neue Erde zu betreten?

Circa ein Jahr ist vergangen seit meiner Dunklen Nacht der Seele. Wenn wir in die Phase der Ego-Auflösung oder „spirituelle Wiedergeburt", wie ich es lieber nenne – eintreten, verlieren wir uns vollkommen. Es fühlt sich an wie ein Sterben im Wachzustand. Deine Gedanken und Emotionen geraten in einen Sturm der Auflösung, und du spürst, wie die vertraute Kontrolle entgleitet. Das Ego kämpft mit aller Kraft – du befindest dich in einem gewaltigen inneren Konflikt zwischen deinem wahren Selbst und den Strukturen, die dich bisher definiert haben. Während dieses Kampfes wirst du schreien, weinen, verzweifeln und dich gegen das Unvermeidliche sträuben. Momente überwältigender Euphorie werden abgelöst von Phasen tiefster Verzweiflung. Vor allem, weil jede Richtung verloren scheint – und wir Menschen brauchen das Gefühl zu wissen, was als Nächstes kommt. Es ist, als treibst du allein in einem winzigen Boot mitten im endlosen Ozean, ohne Ruder, ohne Kompass.


Das Ego ist nicht grundsätzlich falsch oder überflüssig – genauso wenig wie die Dunkelheit an sich. Doch es bleibt untrennbar mit der alten, dreidimensionalen Welt verbunden, die ich als die Matrix bezeichne. Es verhält sich wie ein trotziges Kind, das schreit und tobt, wenn seine Wünsche unerfüllt bleiben. Es dürstet nach Besitz, klammert sich an materielle Dinge und sucht unablässig nach Bequemlichkeit. Menschen, die ihrem Ego vollständig verfallen sind, jagen rastlos nach Geld und Status, weil sie darin Macht und Erfüllung vermuten. Wer vollständig im Ego lebt, entwickelt kaum Empathie, Mitgefühl oder wahres Selbstbewusstsein – denn solche Menschen bleiben unbewusste Spielfiguren in einem größeren System. Sie werden zu Agenten einer Realität, die sie nicht durchschauen. Genau das macht sie so leicht kontrollierbar.


Wie ich bereits im vorherigen Artikel angedeutet habe: Die Neue Erde ist kein physischer Planet, sondern ein transformierter Bewusstseinszustand. In dieser Neuen Erde existiert kein ego-getriebenes Verhalten mehr. Diese erwachte Welt offenbart sich als Raum der Freude, des Friedens, der bedingungslosen Liebe und der wahren Gemeinschaft. Jeder, der sie betritt, hat die spirituelle Wiedergeburt durchlebt – das Ego hat seine Macht verloren. Wir werden zu den reinsten Ausdrucksformen unseres höchsten Potentials, und das einzige Gesetz, das in dieser erwachten Dimension gilt, ist Liebe.


Johannes 3:3-7


Jesus antwortete ihm:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Er spricht hier von spiritueller Wiedergeburt, dem Eintreten in ein höheres Bewusstsein – das, was wir heute als Neue Erde oder Christusbewusstsein bezeichnen könnten.


Nikodemus fragte:

„Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa in den Leib seiner Mutter zurückkehren und noch einmal geboren werden?"

Jesus antwortete:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist."

Das Wasser symbolisiert hier die Reinigung und spirituelle Erneuerung, während das Fleisch für das Ego steht.


„Wundert euch nicht, dass ich euch gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden."

Dies ist der klare Hinweis auf die notwendige Ego-Auflösung.


Eine Ego-Auflösung kann zutiefst schmerzhaft sein, weil sich alles, was du jemals als Wirklichkeit akzeptiert hast, grundlegend wandelt. Doch sie ist auch die kraftvollste Phase des Erwachens. Sobald du wahrhaft „neu geboren" bist, transzendierst du die Grenzen deines physischen Selbst und trittst in dein authentisches, spirituelles Sein ein. Die Auflösung des Ego öffnet das Tor zu deiner eigentlichen Bestimmung.


Diese Transformation dauert so lange, wie deine Seele es benötigt. Doch eines muss ich mit aller Klarheit aussprechen: Viele Menschen verharren in dieser Zwischenphase, weil sie nicht loslassen können, was sie noch an die alte, dreidimensionale Welt bindet. Das können deine Beziehungen sein, dein beruflicher Weg, deine sozialen Kreise – vor allem aber deine tief verankerten Überzeugungen und Glaubenssätze.


Zu Beginn kann dieser Prozess unerträglich schmerzhaft sein. Du fühlst dich vollkommen isoliert und entwurzelt, schwebend ohne Orientierung. Vielleicht hast du deinen beruflichen Weg verlassen und ringst nun mit existenziellen Unsicherheiten. Die Menschen, die dich einst umgaben, scheinen verschwunden – du findest niemanden mehr, mit dem du deine Erfahrungen teilen oder auf den du dich stützen könntest. Verzweifelt versuchst du, eine Lösung zu manifestieren, doch nichts scheint zu wirken. Und dann, in einem Moment tiefer Klarheit, erkennst du: Du hast nur dich selbst. Und genau darin liegt der Schlüssel. Du musst dich selbst vollständig verlieren, um dich in deiner Essenz wiederzufinden.


Die Ego-Auflösung ist eine zutiefst intime und persönliche Erfahrung. Daher ziehen sich die meisten Menschen während dieser Phase aus dem gewohnten Leben zurück. Auch ich verbarg mich für eine Zeit in der Stille, ganz bei mir selbst. Langsam, Schritt für Schritt, trete ich nun in die Kraft meiner wahren Bestimmung ein. Ich kommen an als Heiler.


Der Weg zur spirituellen Wiedergeburt entfaltet sich in verschiedenen Phasen. Alle großen spirituellen Lehrer haben diese Reise durchschritten. Viele erwachende Seelen verwechseln ein erstes spirituelles Erwachen mit der vollständigen spirituellen Wiedergeburt. Doch dies sind grundverschiedene Erfahrungen. Das Erwachen ist nur der Beginn. Das kann zum Beispiel durch den Tod einer geliebten Person oder durch eine schwerwiegende Krankheit geschehen. Bestimmte Erlebnisse aus meiner Vergangenheit, besonders die Begegnung mit meiner Spiegelseele, wirkten als machtvolle Katalysatoren für mein Erwachen.


Kaum jemand spricht ehrlich über den vollständigen Prozess der Wiedergeburt. Die meisten beschränken sich auf das erste Erwachen, als wäre damit bereits alles erreicht. Ein Retreat in Peru oder eine einzelne Erfahrung mit veränderten Bewusstseinszuständen markiert erst den Anfang des Weges.

Das Ego ist überaus raffiniert – wird ihm eine Identifikation genommen, findet es sofort eine andere. So bleiben viele in dieser Zwischenphase stecken bzw. die Wiedergeburt wird stark verzögert.


Wahre Erleuchtung ist kein flüchtiger Trend, jedenfalls nicht in meinem Verständnis. Sie ist eine fundamentale, alles transformierende Erfahrung und erfordert anhaltende Achtsamkeit, Verständnis und Mitgefühl. Sie fordert absolute Hingabe, tiefgreifende Opferbereitschaft und grenzenloses Vertrauen. Nur du selbst kannst diesen Weg beschreiten, niemand sonst.


Danke für deine Aufmerksamkeit.


Dein Eren.


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